Der Handelsverband Deutschland mahnt zur IAA-Eröffnung eine ausgewogene Mobilitätspolitik an. Einzelhandelsstandorte müssen für alle Verkehrsmittel zugänglich bleiben.
Multimodale Erreichbarkeit für Handelsstandorte
Anlässlich der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung unterstreicht der Handelsverband Deutschland die Notwendigkeit einer umfassenden Mobilitätsstrategie für den Einzelhandel. Der Verband betont, dass attraktive Einkaufsmöglichkeiten nur dann erfolgreich genutzt werden, wenn sie für Kunden mit verschiedenen Verkehrsmitteln problemlos erreichbar sind.
„Einkaufsangebote werden nur dann angenommen, wenn sie schnell und unkompliziert zu erreichen sind. Verbraucher müssen sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Fahrrad oder dem Auto bequem zu den Geschäften gelangen können", erläutert HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth die Position des Verbandes. Dabei gehe es insbesondere um die Weiterentwicklung der Innenstädte mit dem Ziel, deren Attraktivität zu steigern und gleichzeitig Klimaresilienz zu schaffen.
Einzelhandel als Treiber der Ladeinfrastruktur
Eine zentrale Rolle nimmt der Einzelhandel bereits heute beim Aufbau der Elektromobilitäts-Infrastruktur ein. Nach Angaben des HDE befinden sich 15 bis 20 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte auf Parkplätzen von Einzelhandelsbetrieben. Diese Entwicklung resultiert aus dem erheblichen Engagement der Händler beim Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Parkflächen von Supermärkten, Einkaufszentren und Baumärkten erweisen sich als besonders geeignete Standorte für Lademöglichkeiten, da Kunden dort durchschnittlich 30 bis 45 Minuten verweilen – eine ideale Zeitspanne zum Aufladen von Elektrofahrzeugen. Der Handel investiert daher verstärkt in den Ausbau von Ladesäulen, um Kunden zusätzlichen Service zu bieten.
Bürokratische Hemmnisse bremsen Fortschritt
Trotz der hohen Investitionsbereitschaft der Branche wird das Ausbautempo durch administrative Hürden verlangsamt. Langwierige Netzanschlussverfahren und komplexe Abstimmungen mit Netzbetreibern führen zu erheblichen Projektverzögerungen und behindern eine zügige Umsetzung geplanter Vorhaben.
Der Verband fordert daher einen Abbau bürokratischer Barrieren und einen bedarfsgerechten Ansatz beim Infrastrukturausbau. Bei der nationalen Umsetzung der Energy Performance of Buildings Directive sollte das Augenmerk auf der Ladeleistung und nicht ausschließlich auf der Anzahl der Ladepunkte liegen.
Schnelllader für kurze Verweildauer erforderlich
Aufgrund der relativ kurzen Aufenthaltszeiten an Handelsstandorten benötigen Kunden leistungsstarke Schnelllader, die in begrenzter Zeit eine relevante Reichweite nachladen können. Ein rein quantitativer Ansatz, der lediglich die Anzahl der Ladepunkte berücksichtigt, entspricht nicht den praktischen Bedürfnissen der Elektroautofahrer und kann die Akzeptanz der Elektromobilität beeinträchtigen.
Der HDE appelliert an die künftige Bundesregierung, zeitnah entsprechende Gesetzesinitiativen zu entwickeln, die die Elektromobilität effektiv unterstützen. „Die IAA demonstriert aktuell eindrucksvoll, dass neue Elektrofahrzeug-Modelle und innovative Ladesäulenkonzepte marktreif sind. Damit diese Vision umgesetzt werden kann, bedarf es jedoch einer flächendeckenden und leistungsstarken Ladeinfrastruktur", betont Genth.