Der Berichterstatter im Europäischen Parlament Fernando Navarrete empfiehlt in seinem Bericht zur Einführung des digitalen Euro, die Umsetzung nur dann zu vollziehen, wenn sich keine andere europaweite Lösung für den Zahlungsverkehr von Privatkunden etabliert. Der Handelsverband Deutschland (HDE) bewertet diese Empfehlung kritisch und bekräftigt seine Forderung nach einer zügigen Umsetzung.
Zeitdruck für europäische Zahlungsinfrastruktur
Ein modernes, souveränes Zahlungsmittel ist nach Ansicht des Handels überfällig. Die bisherige Abhängigkeit von wenigen privaten Anbietern stelle ein erhebliches Risiko dar. Ulrich Binnebößel, Abteilungsleiter Zahlungsverkehr des Handels, betont: „Darauf zu warten, dass die europäische Kreditwirtschaft ein eigenes Konzept auf die Beine stellt, hat uns bereits zu viel Zeit gekostet. Europa kann nicht länger warten, sondern muss endlich handeln." Selbst wenn ein privatwirtschaftliches Zahlungsverfahren entstünde, würde es die Probleme des aktuellen, eng begrenzten Marktes nicht grundlegend lösen.
Mehr Wettbewerb durch staatliche Infrastruktur
Der digitale Euro bietet aus Handelssicht weit mehr als eine neue Zahlungsform: Er schafft eine interessenausgleichende Infrastruktur, durch die neue, innovative Anbieter in einen bislang stark begrenzten Markt eintreten könnten. Das ermöglicht einen Kostenwettbewerb, der sowohl Zahler als auch Zahlungsempfänger effizienter macht.
Die ablehnende Haltung der Kreditwirtschaft gefährde diesen Fortschritt erheblich. Maßnahmen wie Haltegrenzen und eine One-Wallet-Strategie führten vor allem zu höherer Komplexität. Forderungen, die Kosten der Banken durch den Handel zu kompensieren, sind aus Sicht des Handels einseitig und stehen einer fairen Marktgestaltung entgegen.
Die Politik muss schnell und unkompliziert für die notwendigen technischen und regulatorischen Voraussetzungen sorgen. Der digitale Euro ist die Gelegenheit, den Wandel in einer zunehmend digitalen Welt zu gestalten und Europas Position in der globalen Zahlungswelt zu sichern.

