Nach dem Spitzengespräch im November 2023 waren die Arbeitgeber optimistisch, dass die Gewerkschaft zu einem Einlenken im laufenden Tarifkonflikt bereit wäre. Diese Hoffnung aber erscheint mittlerweile verfrüht. Die Gewerkschaft hält nach wie vor trotz schwierigster wirtschaftlicher Rahmenbedingungen für die Unternehmen an ihren Maximalforderungen fest.
Die Arbeitgeber bedauern sehr, dass der wichtige Verhandlungstermin in Hamburg am 5. Dezember 2023 seitens der Gewerkschaft aus gesundheitlichen Gründen abgesagt werden musste. „Wir hätten dort natürlich gern mit der örtlichen Kommission in den Grenzen des Angebots final verhandelt“, so HDE-Tarifgeschäftsführer Steven Haarke. „Leider mussten wir nach dem von unserer Seite als konstruktiv empfundenen Spitzengespräch in Berlin feststellen, dass ver.di nach wie vor keine schnelle Lösung der Tarifauseinandersetzung anstrebt. Nach dem Spitzengespräch hatten wir uns erhofft, dass sich die ver.di Landeskommissionen freischwimmen, um eine autonome Entscheidung für die Beschäftigten zu treffen. Diese Hoffnung hat sich nicht bestätigt“, so Haarke.
Das aktuelle Arbeitgeberangebot würde über die vorgeschlagene Laufzeit von 24 Monaten zu einer Tariflohnsteigerung von 10,24 Prozent führen. „Man muss sich bewusst machen, was derzeit als Angebot auf dem Tisch liegt. Das ist historisch für die Branche“, so Haarke. Für die wichtigste tarifliche Entgeltgruppe, das Verkäufereckgehalt in Vollzeit (2.832 Euro in NRW), würde dies bereits ab 1. Mai 2024 zu einem monatlichen Lohnplus für tariflich Beschäftigte von 290 Euro auf dann 3.122 Euro (NRW, in Vollzeit) führen. Zusätzlich würden die Beschäftigten noch eine steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 750 Euro erhalten (Teilzeit anteilig). Haarke: „Für uns ist völlig unverständlich, warum die Gewerkschaft hier noch nicht zugestimmt hat. Denn die Inflation ist aktuell wieder stark rückläufig, nach Weihnachten verhandeln wir als Arbeitgeber unter völlig anderen wirtschaftlichen Vorzeichen.“
Bemerkenswert sei auch die Geschlossenheit der Arbeitgeberseite in ihrem Vorgehen. „Wir können die unrealistischen Forderungen in diesen schwierigen Zeiten nicht in Gänze erfüllen, das würde der Flächentarifvertrag nicht überstehen“, so Haarke. Der langfristige Schaden eines zu hohen Tarifabschlusses wäre für die Branche fatal.
Die aktuelle Situation sei für alle Beteiligten wenig erfreulich, auch für die Beschäftigten hätte man sich ein Ergebnis noch vor den Festtagen gewünscht. Dies sei aber mit ver.di einfach nicht möglich. Leider müssten die Unternehmen daher mit Streiks im Weihnachtsgeschäft umgehen, die die finanzielle Leistungsfähigkeit der Unternehmen in der Branche zusätzlich schwächen. „Unser Angebot gilt aber bis zum Jahresende weiter, falls sich eine ver.di-Landeskommission spontan doch noch auf die im Spitzengespräch garantierte autonome Entscheidungsfindung berufen möchte“, so Haarke.