Der Handelsverband Deutschland (HDE) drängt im Dialog mit dem Bundesarbeitsministerium auf eine Modernisierung des Arbeitszeitgesetzes und unterstützt die geplante Aktivrente als Instrument gegen den demografischen Wandel. Gleichzeitig müssten aber teure Frühverrentungsanreize abgeschafft werden.
Digitale Arbeitswelt erfordert flexible Regelungen
Das geltende Arbeitszeitgesetz wird den Anforderungen der digitalisierten Arbeitswelt nicht mehr gerecht, kritisiert Steven Haarke, HDE-Geschäftsführer Arbeit und Soziales. Besonders die starren Bestimmungen zur täglichen Höchstarbeitszeit seien nicht mehr zeitgemäß und schwächten Deutschland im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte. Flexible Arbeitsmodelle hätten sich inzwischen zu einem zentralen Faktor bei der Personalgewinnung entwickelt.
EU-Spielräume bislang nicht genutzt
Bei der Umsetzung der EU-Arbeitszeitrichtlinie in nationales Recht seien die verfügbaren Gestaltungsspielräume nicht vollständig ausgeschöpft worden, moniert der HDE. Die tägliche Höchstarbeitszeit stelle einen deutschen Sonderweg innerhalb der EU dar und erschwere zudem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Notwendig sei ein Wechsel zu einer wöchentlichen Höchstarbeitszeit, während die tägliche Begrenzung wegfallen müsse. Dadurch steige nicht die Gesamtwochenarbeitszeit, sondern nur die individuelle Flexibilität, betont Haarke.
Aktivrente als Antwort auf demografischen Wandel
Die im Koalitionsvertrag vereinbarte Aktivrente mit 2.000 Euro steuerfreiem Gehalt bewertet der HDE grundsätzlich positiv als Anreiz für die Beschäftigung von Altersrentnern. Die demografische Entwicklung mache solche Instrumente dringend erforderlich, da es sich meist um Leistungsträger handle. Voraussetzung für eine zielführende Umsetzung sei jedoch die gleichzeitige Abschaffung der Rente mit 63. Eine Kombination aus Steuerprivileg und abschlagsfreier Frühverrentung hätte fatale Signalwirkung und würde die Frühverrentung noch attraktiver machen, warnt der Verband.